Der kritischen Betrachtungen anderer Teil
Kein Bild sagt mehr als tausend Worte. Nicht, weil das übertrieben wäre, nicht die Hyperbel ist anstößig, sondern das Prädikat. Es schreibt dem Bild zu, was es nicht halten kann, verspricht etwas Unmögliches. Das Bild sagt nichts.
Aber: Ein Bild klagt mehr als tausend Worte.
Bevor es spricht - denn es vermittelt natürlich etwas, nur nicht in der Weise des Sagens -, bevor es also spricht, ist das Bild eine Klage, genauer: Es klagt an, indem es gleichsam mit der Tür ins Haus und die Augen dessen, der sieht, über-fällt. Es fällt über den Betrachter her.
Und doch ist es oft nicht (nur) der Betrachter, der über das klagende Bild fällt. Im Wesen der (An-)Klage des Bildes liegt zugleich beschlossen, dass das Sujet, mit dem das Bild steht und fällt, fällt. Das Subjekt des Bildes, zumal das gefallende, ist ipso facto ein gefallenes. Selbst in den Grenzen des Bildes verbleibend, fällt es aus dem Rahmen.
Tausend Worte können den Fall nicht verhindern, den Rahmen nicht wieder herstellen. Das Bild ist alles, was der Fall ist. Was es (an)klagt, ist nichts weniger als - alles.