Rilkes allerorten
Anrainer Maria Rilke
O Dio mio! Am Campo San Vio
Nichts als Kinder en masse
Und Volk in Wirtschaften,
Alle gleichzeitig schreiend.
Ein alter Übelstand, ein déchirement
Ohne Gleichen, weit in die Nacht
Hinein. Schlecht zu leben
Der Nachtbeginn und die Nacht,
Schlecht zu erleben
Am Campo San Vio. O Dio mio!
Innrainer Maria Rilke
Nur nach Riva! Nach Riva
Will ich hin.
Nach Riva! Nur nach Riva
Will ich zieh'n.
Innsbruck, ich muss
Dich lassen.
Die Luft schwer, das Tageslicht
Überhell. - Baldrian:
"Ah Dieu, merci!"
Paris.
Unrainer Maria Rilke
Väter, Söhne und auch Enkel
Trächtiger Sinne sind wir,
Hingehudelt und verhundertfacht,
So wusste er und schrieb es hin,
Unlesbar freilich für das geile Fleisch,
Untergegangen im kreißenden Gekreisch
Der Schenkel von Engeln
Mit scharfen Stacheln, nicht nur
Im Gesicht. So
Schrieb er es hin und wusste.
Hors poème - pour Gérard P.:
Hinrainer Maria Rilke
Baumhaus statt Palazzo Valmarana,
Kaulquappen statt Sarde in Saór,
Zwistel statt Stehpult,
In keinem Hotel da, wo es so heiß ist.
Der denkt eben mit, der Rudi!
Rainer am Maibach, Triest-Duino,
Rudi im Maybach, Tronchetto-Schwabing
In fünf Stunden,
Ein Europäer durch und durch.
Der
Sauft einen Bardolino
Zur Weißwurst statt einer Weißen,
Beneidet von seinem Hund,
Mit Santa Maria del Rosario
Am Horizont, am weiten, oder
Santa Maria Gloriosa dei Frari
Oder Santa Maria Formosa oder
Santa Maria della Salute
Im Rücken wie
Jener. Im Rückspiegel und
Im goldenen Haar die Sonne Venedigs,
Wirklich anmutig zum Anschauen.